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Staatlich verordnete Sittsamkeit

In den 1960er und 1970er Jahren kämpfte eine ganze Generation für die Überwindung der antiquierten und scheinheiligen Sexualmoral des 19. Jahrhunderts, in der außerehelicher Beischlaf noch als Unzucht tituliert wurde und strafrechtlich geahndet werden konnte, ganz zu Schweigen von der gezielten Verfolgung Homosexueller. Der unbändige Wunsch der freiheitsliebenden jungen Menschen jener Zeit sich von moralischen Fesseln zu befreien, fand damals in dem Sponti-Spruch Ausdruck: „Wer mehr als einmal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“. Der in dieser Zeit geebnete Weg hin zu sexueller Selbstbestimmung und Freizügigkeit scheint nun an einem Scheidepunkt angelangt zu sein. In den letzten Jahren haben hauptsächlich zwei Faktoren, zumindest ansatzweise, den Prozess eines verunsicherten und verkrampften Umgangs der Geschlechter miteinander eingeleitet. Zum ersten die inflationäre Flut von Gesetzesinitiativen zur Verschärfung des Sexualstrafrechts, nicht zuletzt beflügelt durch die Edathy-Affäre. Der Staatsapparat fühlt sich wieder verstärkt berufen seine Bürger zu "moralischem" Handeln anzuleiten. Zum zweiten haben die immer wieder aufkeimenden und dann medial inszenierten Sexismus-Debatten, geführt mit den alten und abgedroschenen Phrasen "Diskriminierung" und "Frauenfeindlichkeit", mitunter eine vestörende Wirkung, die sich gerade vermehrt bei jungen Leuten in verstärkter Schüchternheit und Ängstlichkeit bei Kontakten mit dem anderen Geschlecht äußern. Nun kommt noch ein weiterer Faktor hinzu. Unsere offene Lebensweise wird in der jetzigen Situation verstärkt mit den Moralvorstellungen und religiösen Befindlichkeiten von einer Vielzahl von Zuwanderern konfrontiert. Was für die einen selbstverständlich, ist für die anderen vielleicht schon unsittlich. Wenn aber beispielsweise ein Schulleiter die Eltern schriftlich auffordert ihre Töchter auch im Sommer nicht zu leicht gekleidet zur Schule zu schicken, um bei den Bewohnern aus anderen Kulturkreisen keine "Missverständnisse" aufkommen zu lassen oder es Schulen gibt in denen einige Eltern das Duschen ihrer Zöglinge nach dem Schulsport in Badebekleidung fordern, muss eine Diskussion über die Rolle-Rückwärts in ein Zeitalter der "Neuen Prüderie" gestattet sein. Um hier einen klaren Kontrapunkt zu setzen, werden wir immer wieder in unseren Berichten bewusst aus hedonistischer Betrachtungsweise auf das Aufflammen eines neuen „Erhobener-Zeigefinger-Moralismus“ eingehen. Definitiv gehört zu einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung, dass jede Frau und jeder Mann selbst und unbehelligt entscheiden kann, wie freizügig er sich seinem Gegenüber präsentieren will, wann und mit wem er flirten oder kopulieren möchte. Als Barrieren sind lediglich die Rechte besonders Schutzbefohlener zu akzeptieren. 08-2017 TH

Politiker erregen sich über "unsittliche" Plakatwerbung

Bericht folgt in Kürze hier.