Frauenfußball in Deutschland
Die Geschichte des Frauenfußballs beginnt in den frühen 1920er Jahren. Nicht nur die Herren spielten das mittlerweile populär gewordene Ballspiel aus England, auch die Damen fanden Gefallen an der Sportart. Trotz der staatsrechtlichen Gleichstellung der Geschlechter in der Weimarer Republik stießen die Spielerinnen auf starke Gegenwehr. Hieß es doch immer wieder "Diese Sportart führt zu einer Vermännlichung der Frau" oder "Das Fußballspiel ist ein männliches Kampfspiel"; Was für den Mann Ausdruck der Kampftüchtigkeit ist, das wird in dieser Zeit bei der Frau zur lächerlichen Megärenhaftigkeit, zur Fratze, zur Karikatur". Daher blieb der Frauenfußball (noch) unorganisiert bzw. wurde ins lächerliche gezogen. Etwas später, 1930 gründete die Metzgerstochter Lotte Specht den 1.DFC Frankfurt, den ersten Frauenfußballclub Deutschlands. Der Verein hielt sich leider nur ein Jahr, da die Presse und Öffentlichkeit die Kickerinnen als "Mannsweiber" verlachte und sogar mit Steinen bewarf, erinnert sich Lotte Specht. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Frau die Hauptaufgabe der Mutterschaft und braven Hausfrau auferlegt. Die Politiker äußerten sich dazu so:" Beim Sporttreiben sollen Frauen nicht bis an ihre Leistungsgrenze vordringen, um sich für Schwangerschaft und Geburt nicht zu schwächen". Der Deutsche Fußball-Bund äußerte sich so: "Der DFB zählt das Fußballspiel u.a. mit Boxen, Radrennen, Bobfahren und Langstrecken laufen zu jenen Sportarten, in denen wir die Frau nicht als Sportausübende treffen, weil ihre Eigenarten nicht dem Wesen der Frau entsprechen". "Zu hart" werde auch beim Fußball "um den leistungskrönenden Sieg gerungen" und "zu groß" seien "die Anstrengungen, /.../die an den Körper gestellt werden, als dass die Frau sie je als Durchschnittsleistung erreichen könnte."
1954-1970
Nachdem das Herrenteam beim Wunder von Bern 1954 Weltmeister in der Schweiz wurde und dem Land neue Hoffnung und Mut brachte ( Wir sind wieder Wer ), fanden auch immer mehr Damen Gefallen an der Sportart. "Schuld war eigentlich die WM 54 sagte Gisela Lehmann, geb. Lubin, Kickerin bei Grün-Weiß Dortmund. Ich war auf der Pferderennbahn in Castrop-Rauxel. Am Endspieltag hatte man ein großes Zelt aufgebaut, dort stand ein Fernseher. Ich bin da reingegangen und war begeistert über das Spiel. Ich dachte mir: Mensch, das möchte ich auch mal machen." So gründeten sich vor allem im Ruhrgebiet mehrere Damenfußballvereine und diese trugen Ihre Spiele vor einer für damalige Verhältnisse beachtlichen Anzahl von Zuschauern aus. Genauso wie die Jungen spielten viele Mädchen auf der Straße mit dem Ball. Eine ehemalige Spielerin des Fußballclubs Rhenania Essen erinnert sich "Neben der Schule war direkt ein Fußballplatz, und da sind wir immer hin: ein paar Jungens, ein paar Mädchen und haben gespielt", Leider hieß es seitens des DFB durch DFB-Präsident Dr. Peco Bauwens: "Fußball ist kein Frauensport. Wir werden uns mit dieser Angelegenheit nie ernsthaft beschäftigen." Das belegt auch ein Vorfall Ende Juli 1955: Kickerinnen vom DFC Duisburg-Hamborn und Gruga Essen hatten eine Platz des SpVgg. Hamborn 90 gemietet, wurde Ihnen aber kurzfristig untersagt auf dem Platz das organisierte Spiel auszutragen. So wichen die Spielerinnen auf den Platz des Kreisklassenvereins Hertha Hamborn aus. Doch auch hier konnte nur 20 Minuten gespielt werde. Nach kurzer Zeit betrat der 2. Vorsitzender der Hamborner Hertha zusammen mit einem "Schutzmann" den Platz, um das Spiel zu unterbrechen, damit der Platz geräumt werden konnte. "Draußen stand für alle Fälle das Überfallkommando" berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung am 1.7.1955. Weiterhin stand dort: "Sie kickten nur 20 Minuten dann wurde der Damen-Fußball liquidiert" und stellt fest: "Es war diesmal nichts mit der Gleichberechtigung..." 1955 erreichte dann der Damenfußball seinen traurigen Höhepunkt. Auf einer Sitzung des Bundestages am 30.7.1955 in Berlin wurde einstimmig beschlossen, dass der Fußball alleine eine Männersportart ist, weil man sagte, der Körper der Frau sei für den Kampfsport Fußball weder physisch noch seelisch geeignet. Ferner hieß es, der DFB lehne "Damenfußball" aus "ästhetischen Gründen und grundsätzlichen Erwägungen" ab und verbiete seinen Vereinen (unter Androhung von Strafe bei Zuwiderhandlung) "Damenfußballabteilungen zu gründen" und "ihre Spielplätze für Damenfußballspiele zur Verfügung zu stellen." Außerdem untersagte der Verband seinen Schieds- und Linienrichtern, Damenfußballspiele zu leiten. Trotz oder vielleicht wegen dieses Verbotes gründeten sich Vereine wie Rhenania Essen oder Fortuna Dortmund und schlossen sich zu Damenfußball-Verbänden zusammen.Am 23.9.1956 war es dann endlich soweit. Es kam in Essen vor 18.000 Zuschauern zum ersten "Fußball-Länderspiel der Damen zwischen Westdeutschland und Westholland" in dem Deutschland mit 2:1 gewinnt. Ein Kommentar der damaligen Wochenschau: "Die Gleichberechtigung schreitet auch in Fußballstiefeln voran.... Wie Herbergers Schützlinge zu ihren besten Zeiten, so ziehen die jungen Damen elegant und zu allem entschlossen ihre Kreise". 1957 wurde dann das zweite Fußball-Länderspiel der Damen zwischen Westdeutschland und Holland im Münchner Dante-Stadion vor 17.000 Zuschauern ausgetragen. Auch hier gewann die Damen-Nationalmannschaft mit 4:2. Der Kicker beschrieb "Damenfußball" als "ästhetisch und sportlich"; stieß aber auf heftige Kritik seitens des DFB. DFB-Funktionär Dr. Georg Xandry schrieb an den Münchener Oberbürgermeister "Der Deutsche Fußballbund hat vor zwei Jahren das Fußballspiel für Frauen als jeglichem sportlichen Empfinden widersprechend abgelehnt. Mit der in Frage stehenden Veranstaltung sind sie uns in unserem Kampf gegen den Damenfußball gleichsam in den Rücken gefallen." Die ehemalige Spielerin Helga Nell, früher mit Mädchennamen Tönnies spielte bei Rhenania Essen erinnert sich: "Da musste man sich schon mal die Backe abputzen, da wurde' man schon mal angespuckt, von oben bis unten angeguckt und gefragt: Was macht ihr Weiber auf'm Sportplatz?". Leider zog sich diese Verhaltensweise gegenüber den Kickerinnen bis zum Ende der 1960er-Jahre hin. Damalig gegründete Damenfußball-Verbänden aus West- bzw. Süddeutschland die sich organisiert hatten mussten sich aufgrund des heftigen Wiederstandes wieder auflösen. Trotzdem fanden in dieser Zeit etwa 150 Auswahlspiele gegen Teams aus England, Österreich, Italien und den Niederlanden statt. So wurde im Herbst 1957 eine inoffizielle Damenfußball-Europameisterschaft in Berlin organisiert und ausgetragen. Leider wurde das Turnier zu einer Pleite und die Veranstalter wegen Betrugs verhaftet.
1970-1980
Anfang der 1970er-Jahre gab es bundesweit bereits 40.000 bis 60.000 Kickerinnen und das Frauenbild begann sich zu verändern. Auch der DFB bekam dies mit und hob am 31.10.1970 sein Damenfußball-Verbot auf. Am 21.3.1971 fand in Hamburg mit 28 Teams die erste Stadtmeisterschaft statt und bereits 150 Frauenteams sind am Ball. Turbine Potsdam wird gegründet. Leider hielt sich in Verbands internen Kreisen die Auffassung das Frauen für den Sport Fußball nicht geeignet seien. So verordneten die damaligen Funktionäre abgewandelte bzw. gesonderte Regeln für den Damen-Fußball. Ein Spiel dauerte 2 x 30 Minuten, er durfte nur mit dem kleineren Jugendball gespielt werden und Stollenschuhwerk durfte nicht benutzt werden. Eine ehemalige Spielerin und spätere Trainerin Monika Koch-Emsermann von FSV Frankfurt erinnert sich, "Alles Regeln, die uns mehr behindert als gefördert haben". Jedoch verzeichnet der DFB bereits 1 Jahr nach der Aufhebung des Verbotes 112.000 weibliche Mitglieder und der bundesweite Spielbetrieb schritt voran. Im September 1974 ist es dann soweit, die erste deutsche Frauenfußball-Meisterschaft wird ausgetragen. Im Finale gewinnt TuS Wörrstadt mit 4:0 gegen DJK Eintracht Erle aus Gelsenkirchen. Mit Tina Theune-Meyer erwirbt erstmals eine Frau in Deutschland eine Trainer-Lizenz. In der DDR hatte es der Fußball noch etwas schwerer. Hier gründete erst 1968 der bulgarische Student Vladimir Zwetkov die erste ostdeutsche Frauenfußballelf, BSG Empor Mitte-Dresden. Im darauffolgenden Jahr wurde dann auch das erste offizielle Frauenfußballspiel in der DDR zwischen Dresden und Empor Possendorf vor 1.600 Zuschauern ausgetragen. Ende der 1970er-Jahre führte der DDR-Fußballverband eine überregionale DDR-Bestenermittlung ein. Zwei Jahre später beteiligten sich rund 360 Kickerinnen an dieser inoffiziellen Meisterschaft. Kurz vor der Wiedervereinigung 1990 führt der Verband eine richtige Meisterschaft ein, in der BSG Post Rostock Meister wurde. Im gleichen Jahr fand auch das erste und einzige Länderspiel einer DDR-Frauen-Nationalelf statt. Am 9. Mai 1990 verlor die DDR in Potsdam gegen die CSFR mit 0:3.
1980- 2010
Der große Durchbruch gelang dann in den 1980er Jahren. 1981 lud Taiwan zu einer weiteren inoffiziellen Frauenfußball-WM ein, da es aber noch keine offizielle Auswahl gab schickte man den amtierenden Deutschen Meister SSG Bergisch-Gladbach nach Taiwan der auch prompt das Turnier gewann. Aufgrund dieser Ereignisse und vor allem wegen der guten Ergebnisse begann der DFB mit dem Aufbau einer Frauenfußball-Nationalelf. Des Weiteren wird die Pokalrunde eingeführt. Erster Pokalsieger wurde die SSG Bergisch-Gladbach. Im November 1982 fand dann auch das erste offizielle Länderspiel in Koblenz zwischen Deutschland und der Schweiz statt. Deutschland gewann mit 5:1. 1989 wurde dann auch die erste offizielle Frauenfußball-EM in Deutschland ausgetragen. Vor 22.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion in Osnabrück schlugen die Frauen Norwegen mit 4:1 im Endspiel und wurden erstmals Europameister. Die Duisburger Rekordnationalspielerin Martina Voss schwärmt noch heute "Ein Riesenerlebnis, von der Atmosphäre, von der Stimmung unwiederholbar". Zur Belohnung gab es dann vom DFB als Prämie ein hausfrauengerechtes Tafelservice in minderwertiger 1B-Qualität. Doch die Entwicklung des Frauen-Fußballs war nicht mehr zu stoppen, was auch der DFB registrierte und daraufhin umfangreichere Förderprogramme auf die Beine stellte. Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1990 wurde die Erste und Zweite Frauenbundesliga eingeführt. 1991 nahm die Frauen-Nationalelf an Ihrer ersten offiziellen Weltmeisterschaft in China teil und wurde Vierter. Noch im selben Jahr konnte sie Ihren Titel bei der Europameisterschaft erfolgreich verteidigen. Der DFB zählte 1992 inzwischen schon rund 535.000 weibliche Mitglieder. Es folgten zahlreiche nationale aber vor allem auch internationale Titelgewinne im europäischen Bereich. Zum Beispiel gewann der 1.FFC Frankfurt 2002 den UEFA-Cup, 2005 gewann Turbine Potsdam diesen Titel.
Ab 2010 bis heute
Die deutsche Frauenfußballnationalmannschaft ist neben den USA die erfolgreichste der Welt. Die Auswahl ist zweifacher Weltmeister und siebenfacher Europameister. Allein die letzten fünf Europameisterschaften wurden in Folge gewonnen. Deutschland ist das einzige Land, das sowohl mit den Frauen als auch mit den Männern Fußballweltmeister und Fußballeuropameister wurde. Rekordnationalspielerin und Rekordtorschützin ist Birgit Prinz, die 2003 auch Torschützenkönigin bei der Weltmeisterschaft wurde. In den Jahren 2003 und 2009 wurde die Nationalmannschaft zu Deutschlands Mannschaft des Jahres gewählt. Bis März 2009 belegte die Mannschaft Platz zwei in der FIFA-Weltrangliste, fiel am 27. März aber erstmals nach fünfeinhalb Jahren auf Platz 3. Nach dem Gewinn der Europameisterschaft wurde wieder Platz 2 erreicht. Die Bundestrainerin ist seit Juli 2005 Silvia Neid, die Tina Theune nach neun Jahren abgelöst hat. Für ihre Leistungen bei den Weltmeisterschaften 2003 und 2007 sowie der Europameisterschaft 2009 wurde die Mannschaft für den Laureus World Sports Awards der Jahre 2004, 2008 und 2010 nominiert. Im Jahr 2010 legte die Deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft einen guten Start im Algarve-Cup hin. Erst im Finale bezwang die USA unsere Mannschaft mit 2:3 und man wurde 2. in diesem wichtigen Internationalen Turnier der bedeutendsten Frauen-Fußballnationalmannschaften. Danach folgte eine beeindruckende Siegesserie von 10 Spielen. U.a. schlug man die aktuellen Asien-, Afrika- und Nordamerikameister! Diese fantastische Serie endete ausgerechnet im Viertelfinale der in Deutschland ausgetragenen WM 2011. Erstmals verlor Deutschland ein Spiel gegen Japan und schied damit zum zweiten Mal nach 1999 im Viertelfinale einer WM aus. Mit der Viertelfinal-Niederlage und dem gleichzeitigen Halbfinaleinzug von Frankreich und Schweden wurde auch erstmals die Qualifikation für das Olympische Fußballturnier der Frauen verpasst. Birgit Prinz und Ariane Hingst, die beide mehr als 14 Jahre für Deutschland gespielt hatten, gaben unmittelbar nach der Niederlage gegen Japan ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt. Silvia Neid wollte sich zunächst erst einige Wochen nach der WM zu ihrer Zukunft äußern. Bereits am 13. Juli gab die Bundestrainerin aber bekannt, dass sie ihren vor der WM bis 2016 verlängerten Vertrag erfüllen wolle und eine neue Mannschaft für die EM 2013 aufbauen möchte. Mit frischem Wind ging man das Projekt EM-Quali für die EM 2013 in Schweden an. Im Qualifikationsspiel gegen Kasachstan am 19. November 2011 gewann die deutsche Frauenfußball Nationalmannschaft mit 17:0. Dieses Ergebnis markiert seither den höchsten Sieg. Im März 2012 konnte zum zweiten Mal der Algarve-Cup gewonnen werden. Hier bezwang man im Endspiel Weltmeister Japan mit 4:3 und nahm damit erfolgreich Revanche für das Viertelfinal-Aus bei der Heim WM 2011. Célia Okoyino da Mbabi wurde mit sechs Toren Torschützenkönigin des Turniers. Bereits 2 Spiele vor dem Ende der Qualifikationsrunde qualifizierte sich die Mannschaft am 16. Juni 2012 für die Europameisterschaft 2013 in Schweden. Die deutsche Mannschaft war nicht mehr von Platz 1 zu verdrängen. Die Schweiz gewann gegen den Gruppenzweiten Spanien in Aarau 4:3. Damit hatten die Deutschen im entscheidenden direkten Duell mit Spanien durch einen Sieg und ein Remis die Nase vorn. Die EM-Qualifikation wurde mit einer Tordifferenz von 64:3 abgeschlossen, womit der Rekord von 55 Toren aus dem Jahr 1995 übertroffen wurde, der allerdings in vier Spielen weniger aufgestellt wurde. In Bezug auf das Abschneiden bei den bisher ausgetragenen Europameisterschaften hat die Deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft sehr erfolgreich Geschichte geschrieben. Für die ersten zwei Europameisterschaften konnte sich die DFB-Elf damals nicht qualifizieren. Seitdem nahm die deutsche Mannschaft an jeder weiteren EM teil und ist mit sieben Titeln Rekordeuropameister. Die letzten fünf Europameisterschaften wurden in Folge gewonnen. Das schlechteste Abschneiden bisher war der vierte Platz 1993. Auch ist Deutschland mit zwei Weltmeistertiteln und einer Vizeweltmeisterschaft die zweiterfolgreichste Mannschaft nach den USA bei Weltmeisterschaften. Ein Fazit der WM 2011 und Entwicklungen und Zukunftsvisionen im Frauenfußball beschrieb Steffi Jones, Leiterin der Direktion Frauen und Mädchen im DFB: "Insgesamt hat die WM zu einem Imagegewinn des Frauenfußballs in Deutschland geführt. Wenn wir Weltmeisterinnen geworden wären, hätte die Bundesliga vermutlich stärker profitieren können, und es wären wahrscheinlich auch mehr neue Sponsoren dazu gekommen“. Es gehe im Jahr 2012 darum, auch mit den Millionen-Einnahmen der WM, die Strukturen für den Frauenfußball weiter zu verbessern. Aktuell würde eine Bestandsaufnahme im DFB gemacht, um den möglichen Anstieg der weiblichen Mitglieder festzustellen. Sportlich ginge es darum, das Leistungsniveau zu halten oder sogar zu verbessern. "Ich sage jetzt, die Bundesliga soll die beste Liga der Welt und die Nationalmannschaft Weltklasse bleiben. Unser Anspruch muss es sein, bei der EM 2013 wieder zu zeigen: Wir sind immer noch die beste Mannschaft der Welt." Ein hoher Anspruch - die Fans nehmen die Aussage, einer der talentiertesten Fußballheldinnen Deutschlands beim Wort und werden ihre Nationalmannschaft auch künftig „…an Tagen wie diese…“ lautstark feiern. Bei der Europameisterschaft 2013 in Schweden schickte Bundestrainerin Silvia Neid aufgrund zahlreicher verletzungsbedingter Ausfälle eine stark verjüngte Mannschaft ins Rennen. Nach holprigem Verlauf der Gruppenphase (0:0 gegen die Niederlande, 3:0 gegen Island und 0:1 gegen Norwegen [erste Niederlage in einem EM-Endrundenspiel seit 20 Jahren!]) erreichte Deutschland als Gruppenzweiter das Viertelfinale, in dem Italien mit 1:0 besiegt werden konnte. Den entscheidenden Treffer erzielte Simone Ladehr, die nach monatelanger Verletzungspause erst kurz vor dem Turnier wieder fit geworden war. Im Halbfinale war dann Gastgeber Schweden der Gegner. In diesem Spiel zeigte der Titelverteidiger seine wohl beste Turnierleistung und zog in Göteborg durch ein Tor von Dzsenifer Marozsàn mit 1:0 ins Endspiel ein. Am 28. Juli 2013 konnte die Mannschaft durch einen 1:0 Sieg im Finale gegen Norwegen zum sechsten Mal hintereinander und zum achten Mal insgesamt den Europameistertitel gewinnen. Das Tor erzielte Anja Mittag, Torhüterin Nadine Angerer parierte zwei Foulelfmeter. Am nächsten Tag trug sich das Team anch ihrer Rückkehr nach Deutschland in Frankfurt ins Goldene Buch der Stadt ein und feierte den Erfolg vor ca. 7000 Fans, die auf dem Römerberg erschienen waren. Beim Algarve-Cup 2014 erreichte die deutsche Mannschaft nach Siegen gegen Island, China und Norwegen erneut das Finale und besiegte dort Japan mit 3:0. Dzsenifer Marozsàn wurde zur besten Spielerin des Turniers ernannt und errang mit 4 Treffern gleichzeitig den Titel der Torschützenkönigin. Am 13. September 2014 qualifizierte sich die deutsche Mannschaft beim 4:1 gegen Russland vorzeitig für die Weltmeisterschaft 2015 in Kanada. Dort trifft die Mannschaft auf Dauergegner Norwegen sowie erstmals auf die WM-Neulinge Elfenbeinküste und Thailand. Es wird das dritte und letzte Turnier für Silvia Neid als Bundestrainerin. In einem Interview sagte sie auf die WM-Neulinge angesprochen, dass sie verärgert sei, nur altes DVD Material vom Verband zur Verfügung gestellt bekommen zu haben. Um sie aktuell einschätzen zu können, hätte man sie noch einmal in einem Spiel sehen müssen, was leider nicht möglich war. Das ganze Turnier wird komplett auf Kunstrasen stattfinden, was Silvia Neid, die immer für Naturrasen plädierte, als Nachteil ansieht, den man hinnehmen müsse. Sportlich sieht sie ihre Mannschaft gut vorbereitet und würde das Erreichen des Halbfinales als riesigen Erfolg ansehen. Zum Start in die WM 2015 wurde WM-Neuling Elfenbeinküste standesgemäß mit 10:0 besiegt. Im nächsten Vorrundenspiel rang die deutsche Mannschaft den Norwegerinnen ein 1:1 ab. Mit einem 4:0 Sieg gegen Thailand wurde das Minimalziel WM-Achtelfinale in Kanada erreicht. Dort wartete nun der bislang schwerste Brocken auf das Team von Trainerin Silvia Neid: Schweden. Es war zudem das 25. Aufeinandertreffen mit den Kontrahentinnen aus Skandinavien, anvisiert wurde vom deutschen Team der 18. Sieg. Etwas dagegen hatte auf Seiten der Schwedinnen vor allem Rekordnationalspielerin Sjögran: "Wir haben nichts zu verlieren. Wir müssen nur da rausgehen und spielen." Genau das einfache Fußballspiel brachten die Skandinavierinnen aber in der gesamten ersten Hälfte nicht auf den Kunstrasen. Ganz anders das Bild auf der anderen Seite: Von Beginn an gierten die deutschen Frauen aufs Führungstor. So vergaben Popp (1.) und Laudehr (2.) extrem früh erste Hochkaräter. Trainerin Neid konnte mit dem Auftritt ihrer Mannschaft hochzufrieden sein, lediglich die Abschlussschwäche war eklatant. In Minute 24 war es aber soweit: Deutschland ging hochverdient durch Mittag mit 1:0 in Front. Noch vor der Pause sollte die Vorentscheidung fallen: Ilestedt kam im Strafraum gegen Mittag zu spät, die den minimalen Kontakt dankend annahm. Den Strafstoß verwandelte Sasic lässig zum 2:0 (36.). Zwei Mankos hatte der erste Durchlauf aber auch zu bieten: Bartusiak handelte sich die zweite Gelbe Karte ein (28.), fehlt damit im Viertelfinale. Und in Minute 45 gewährten Krahn & Co. Jakobsson die große Chance, per Kopf noch aufs 1:2 zu verkürzen (45.). Wer von Schweden in der zweiten Halbzeit neuen Mut erwarte hatte, wurde enttäuscht. Deutschland drückte direkt wieder auf die Tube. Der Wille sowie das etwas verbesserte und variablere Laufverhalten war den Schwedinnen aber nicht abzusprechen. Deutschland lauerte auf vorentscheidende Konter wodurch die Schweden zu einer optischen Feldüberlegenheit kamen. Mit fortschreitender Spieldauer erarbeitete sich die Neid-Elf dann auch wieder zahlreiche Möglichkeiten. In einer furiosen Schlussphase wurde Laudehrs Schuss zunächst von Fischer an den linken Pfosten abgefälscht, doch Sasic war zur Stelle und nickte zum 3:0 ein (78.). Der Ehrentreffer für Schweden markierte Sembrandt, die nach einem Freistoß stark hochstieg und wuchtig einnetzte (82.). Final netzte dann auch noch die eingewechselte Marozsan mit etwas Glück nach einer flach ausgeführten Goeßling-Ecke zum 4:1-Endstand ein (88.). Eitel Sonnenschien im Lager der deutschen Frauen-Nationalmannschaft: Das 4:1 im WM-Achtelfinale gegen Schweden war das erhoffte Ausrufezeichen, nach einer Vorrunde, die trotz des Gruppensieges nicht das wahre Leistungsvermögen der DFB-Frauen offenbarte. Die Partie am Samstagabend im Lansdowne Stadium in Ottawa hat indes die Titelambitionen der Elf von Trainerin Silvia Neid deutlich unterstrichen. Entsprechend gelöst präsentierte sich die Bundestrainerin. Im Viertelfinale trifft die deutsche Damen-Auswahl am kommenden Freitag 26.06.2015 entweder auf Frankreich oder Südkorea, die ihr Achtelfinale am Sonntag, den 21.06.15 austragen werden. Am 30. März 2015 gab Silvia Neid und der DFB bekannt, dass mit Auslaufen ihres Vertrages 2016 ihre Tätigkeit als Bundestrainerin endet und sie ab September 2016 Leiterin der neuen Scoutingabteilung Frauen- und Mädchenfußball im DFB wird. Silvia Neid war als Spielerin, Assistenztrainerin und Trainerin an allen Titelgewinnen beteiligt. Unter Neid erzielte die Mannschaft die meisten Tore, kassierte die wenigsten Gegentore und gewann die meisten Spiele. Sie ist die erste DFB-Trainerin, unter deren Leitung 100 Spiele gewonnen wurden. Nachfolgerin wird Steffi Jones, die bisherige Direktorin beim DFB für die Bereiche Frauen-, Mädchen- und Schulfußball. Sie übernimmt nach den Olympischen Spielen 2016 das Amt der Bundestrainerin. Sie spielte, wie Silvia Neid 111-mal für Deutschland und war nach ihrer aktiven Zeit 2008 Präsidentin des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011. Kritisch ist jedoch zu sehen, dass Steffi Jones vom Verband berufen wurde, obwohl ihr die Erfahrung im Trainerberuf fehlt. Ihre erste Aufgabe wird der Abschluss der Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2017 in den Niederlanden sein. Mit der guten Mannschaft, die die Vorgängerin Silvia Neid erfolgreich aufgebaut hat, werden wohl weitere große Titel möglich sein. Die Fans wünschen Steffi Jones viel Glück und Erfolg als Bundestrainerin. 06-2015 Achim Hemgenberg