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Karol Broniatowski

Der Bildhauer Karol Broniatowski wurde am 23. April 1945 in Łódź geboren. Seine jüdischen Eltern waren durch die Flucht in die Sowjetunion dem Holocaust entgangen. Die Familie übersiedelte bald nach Warschau. Dort wuchs Karol auf und begann 1964 an der Akademie der Bildenden Künste Bildhauerei zu studieren. Das Studium schloss er 1970 als Meisterschüler von Jerzy Jarnuszkiewicz ab.

Es ist vor allem die menschliche Figur, die den polnischen Bildhauer beschäftigt. Dabei betrachtet er den nackten Menschen sowohl als Individuum als auch als Masse, die er in kleinen Details und der unterschiedlichen Bewegungsdynamik seiner gesichtslosen Skulpturen als Einzelcharaktere darstellt. Dieses Spannungsfeld Individuum-Masse zieht sich durch das Werk Broniatowskis beginnend mit seinen auf der Biennale 1972 vorgestellten Skulpturengruppen aus Zeitungspapier bis hin zur Gruppe der „kleinen Schreitenden“. Dazu kamen immer wieder Einzelskulpturen - die Männer stets schreitend, die Frauen stehend. Mit seinem Big Man-Zyklus begann Broniatowski 1976 während seines DAAD-Stipendiums. Er schuf eine 18,8 m hohe Skulptur aus Zeitungspapier, die in Fragmente zerlegt wurde, die an verschiedenen Orten gezeigt wurden und sich nur im Bewusstsein des Betrachters zusammensetzen.

In Deutschland wurde der polnische Bildhauer nicht nur mit seinen Skulpturen bekannt. Sein wohl wichtigstes Werk im öffentlichen Raum ist das 1991 erstandene Mahnmal für die deportierten Juden Berlins am Bahnhof Grunewald. Es besteht aus einem 20 m langen Betonblock, in dem die Hohlformen menschlicher Körper eingearbeitet sind. Auf eindrucksvolle Weise macht dieses Denkmal den Verlust der Berliner Juden fassbar, die nun nurmehr als Schattenfiguren sichtbar sind.

Zu Broniatowskis Werk gehören nicht nur Zeitungspapier- und Bronzeskulpturen. Immer wichtiger und umfangreicher werden für ihn auch Zeichnungen und monochrom schwarze oder rote Gouachen. Heute lebt und arbeitet Broniatowski in Berlin.

Im Internet sind die Werke Broniatowskis in der Online-Bibliothek von Porta Polonica zu sehen. Auf öffentlichen Plätzen finden sich u.a. der Springbrunnen am Franz-Neumann-Platz, 13409 Berlin und die Säulenreihe vor dem Albert-Einstein-Gymnasium, Parchimer Allee 109, 12359 Berlin

Präsentation: Werke von Karol Broniatowski befinden sich u.a. in den Sammlungen der Kunsthalle Mannheim, Moltkestraße 9, 68165 Mannheim und des Kupferstichbaninetts Berlin, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

08-2017 Jäger-Dabek