Boom for Real
Wer die coolsten Graffiti Nachrichten New Yorker Straßen sehen will, sollte unbedingt in Frankfurt die Kunsthalle Schirn besuchen. Arbeiten von Jean-Michael Basquiat, einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts, sind bis 27 Mai 2018 dort zu sehen. So viele Leihgaben aus internationalen Museen und privaten Sammlungen von Basquiat waren noch nie in Deutschland ausgestellt. Schirn zeigt über 100 Werke von Basquiats selbstgemalten Postkarten, Malereien auf Türen, Fensterrahmen und riesigen Leinwänden, die wirklich „Boom“ machen in den Köpfen der Besucher. New York in den 1970-80 Jahren erlebt man hautnah. Unter dem Künstlernamen SAMO© malte Jean-Michael Basquiet viel auf die Straßen. Er schrieb auf Häuserwände des Galerienviertels Soho poetische und oft kritische Phrasen wie „SAMO© as an end to playing art“, „SAMO© as an end to mindwash religion, stop running around with the radical chic playing art with daddy’s dollars“, die er mit dem Pseudonym SAMO© signierte. SAMO© ist eine Abkürzung für „same old shit“, was in der afro-amerikanischen Umgangssprache für die unveränderten rassistischen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten steht. Die geheimen SAMO©-Botschaften bewegten die New Yorker Kunstszene, die über ein Jahr lang rätselte, wer hinter den Botschaften mit dem Pseudonym SAMO© stehen könnte.
Jean-Michel Basquiat über sich selbst: „Mein Werk hat nichts mit Graffiti zu tun, die meisten Leute sind einfach nur Rassisten … und sie reden endlos über Graffiti, obwohl ich mich selbst gar nicht für einen Graffitikünstler halte. Sie haben dieses Bild von mir: der Wilde auf der Flucht, der wilde Affenmensch oder was zum Teufel sie auch denken“, im Interview mit Tamra Davis 1986.
In Basquiats Werk hat die Schrift eine zentrale Rolle. Er streicht Wörter aus, um Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.] Mit seiner Integration von Schrift ins Bild knüpft Basquiat an die Tradition des Dadaismus, Futurismus und analytischen Kubismus an. Er integriert Hip-Hop-Texte in seine Bilder, die keinen syntaktischen Zusammenhang haben.
Durch seinen rebellischen Charakter ist er sehr schnell bekannt geworden. Basquiat arbeitete mit vielen Künstlern seiner Zeit zusammen, u.a. mit Andy Warhol und Keith Haring.
Das Motiv, ein muskulöser Arm mit einem Hammer in der Hand, ist von Vulcanus, dem römischen Gott des Feuers und der Schmieder inspiriert. Das Symbol wird häufig mit der Industrie in Verbindung gebracht. Basquiat überarbeitete eines der Logos, indem er den Markennamen, wie bei einer Zensur, mit schwarzen Balken durchstrich. Ein schwarzer Musiker mit Saxophon überdeckt das Logo vollständig. Der Musiker ist Charlie Parker, der Basquiat als einen Heldenersatz für Vulcanus darstellt. Inga Khapava 05-2018