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Eva Besnyö Photoreise

Heute bekommen wir viel zu viele Bilder zu sehen.  Visualisierung begleitet unseren Alltag. Ob man in Instagram schaut oder auf Facebook, Bilder, Bilder, Bilder. Du kennst schon die traumhaften Orte auf der Welt auswendig; du weißt genau wo deine Freunde sind und was sie gerade machen. Was essen sie, mit was und woran haben sie Spaß. Daher sind Bilder heute nichts Besonderes mehr, aber gute Bilder schon. Was sind schöne Bilder? Die, die nicht nur mit Filter schön aussehen, sondern auch ohne. Die, welche keine unrealistischen Momente herüberbringen und der Realität nah sind. Bilder, die einen Sinn machen und in die Zeitgeschichte eintauchen können, aber auch authentisch sind. Die beim Angucken einen Kick machen und Inspiration auslösen. Bilder, die nicht sterben und immer aktuell sind. Solche Fotoaufnahmen hat die ungarische Fotografin Eva Besnyö mit uns geteilt. Ihre fantastische Ausstellung EVA BESNYÖ (1910–2003). PHOTOGRAPHIN Budapest, Berlin, Amsterdam im Käthe Kollwitz Museum“ Köln ist sehenswert. Verlängert bis zum 06. Januar 2019 werden dort mehr als 80 Vintage Prints dieser außergewöhnlichen Photographin aus sechs Jahrzehnten präsentiert.

Evas Story
Eva kam aus einer jüdischen Familie. Nah ihrem Schulabschluss 1928 entschied sie sich Photographin zu werden. Sie ging in die Schule des bekannten Budapester Photographen Jòzsef Pećsi und absolvierte eine zweijährige Ausbildung. Pećsi`s Atelier war damals ein Zentrum für Kunst und Photographie, wo Eva ihren visuellen Geschmack schulte. War dabei glücklich: „Wenn ich mit der Kamera unterwegs bin, sehe ich die Dinge. Mit einer Einkaufstasche laufe ich an allem vorbei.

Eva kam nach Berlin und ging nicht nach Paris. „Wenn du ins Ausland gehst, musst du nach Berlin gehen. (…) Da kannst du was lernen. (…) Paris ist passé, ist romantisch“, so hat Györy Keper schon in Budapest immer wieder auf Eva eingeredet. Berlin war zu Beginn der 1930er-Jahre die Stadt der künstlerischen Extreme. Sie beobachtete vieles auf den Straßen Berlins und ihre Photographien aus dieser Stadt gelten zu ihren Meisterleistungen.

Amsterdam
Nach der Heirat 1933 mit dem Künstler John Fernhout, gehörte Eva zu einer angesehenen Künstlerfamilie der Niederlande. Mehrere Aufnahmen von Alltagssituationen entstanden da, wie das sommerliche Portrait der Malerin Toorop. Sie entdeckte auch einen magischen Ort in Nordholland und zwar einen Bauernhof, wo Menschen wie im 16. Jahrhundert lebten. Das alles zu Fotografieren fand Eva umwerfend. Von Eva entstanden auch fantastische Architekturbilder. Mit zunehmender Arbeitslosigkeit verschärften sich auch die sozialen Missstände. Eva brauchte nicht lange zu überlegen, ob sie vielleicht Architekturaufträge annahm. Zwischen 1935 und 1939 war sie wieder zu Aufträgen in öffentlichen Gebäuden unterwegs. Bei den Architekturaufnahmen benutzte sie gern das gleißende Sonnenlicht und den Schlagschatten.

Krieg, Verfolgung
1940 überfiel die deutsche Wehrmacht die Niederlande und legte in wenigen Tagen mit ihren Luftangriffen die Altstadt von Rotterdam in Schutt und Asche. Nach der Bombardierung war Eva ein letztes Mal mit der Kamera unterwegs und hat mehrere Dutzend Aufnahmen der zerstörten Stadt gemacht. Für Eva bedeutete der 2. Weltkrieg das Ende eines sehr erfolgreichen Jahrzehnts. Im Sommer 1941 wurde ihr Ausweis mit einem schwarzem „J“ markiert, was das Fotografieren zu Pressezwecken nicht mehr erlaubte. Lebensrettend für Besnyö wurde ein Fotoalbum mit einer fingierten Genealogie und ein Bericht des Anthropologen Arie de Froe, der ihr bescheinigte keine physiognomischen Merkmale der jüdischen Rasse zu haben. Sie nutzte es um wieder nach Amsterdam zu reisen.

Nach Ende des Krieges stand Eva Besnyö 35jährig vor einem Neuanfang. Evas Bilder wurden als sehr humanistisch angesehen. Der unglaubliche Lichtfaktor und die Alltagssituationen wirkten positiv auf die Menschen. Die langsame Stabilisierung der sozialen Verhältnisse in den Niederlanden, hatte auch eine wachsende Nachfrage nach Photographien zur Folge, zum Beispiel nach Potraits von Künstlerinnen und Künstlern. Eva hatte viele von ihnen im Atelier De Vlerken aufgenommen. Außer für Portraits erhielt die Photographin auch Aufträge zu Themen des Alltags, wie „Menschen in Museen“, „Frauen in Männerberufen“ und andere.

Eva Besnyö: "Am Anfang war für mich die Form wichtiger als das Thema. Das hat sich langsam verschoben bis hin zur Frauenbewegung, da war plötzlich das Thema wichtiger als die Form. Die Form ist wesentlich für mich. Und ich verneine mich selbst, wenn ich das wegschiebe, wie ich es eine Zeit lang getan habe. Ich hoffe, dass ich nun wieder ein gutes Gleichgewicht von Form und Ingalt gefunden habe." Ausstellungskatalog Berlin 1991

11-2018 Inga Khapava