Dudana Mazmanishvili
Ein Multitalent auf dem Weg an die Spitze
Zuweilen findet man in der Fülle von jungen Talenten und Neuerscheinungen in der klassischen Musikszene die besonderen Perlen, die in jeder Hinsicht anders sind und außergewöhnlich, sowohl was die Einspielung, als auch was den Interpreten betrifft. Die Rede ist hier von Dudana Mazmanishvili und ihrem neuen Schumann-Album.
Die1980 in Tiflis geborene Georgierin gehört zu den Multitalenten unter den Hochbegabten. Ihr Klaviertalent wurde ihr quasi in die Wiege gelegt, denn ihre Mutter Tamar Apakidze unterrichtete sie bereits im Alter von drei Jahren. Ihr erstes Konzert gab die damals erst achtjährige Dudana gleich mit dem georgischen Staatsorchester. Ihr Talent wurde in der Klassikszene bald bemerkt. Die ebenfalls aus Georgien stammende Pianistin und renommierte Schumann- und Chopin-Interpretin Elisso Virsaladze holte das heranreifende Talent 1998 nach München. Im Jahr 2005 ging Mazmanishvili in die USA zu Jerome Rose. Der 1938 geborene Pianist ist bereits seit seinem 25. Lebensjahr ein international renommierter Klavierlehrer. Dazu nahm die junge Georgierin an vielen der bekanntesten Klavierwettbewerbe erfolgreich teil und wurde wie bei der Nicolai Rubinstein Competition in Paris oder beim Busoni-Wettbewerb in Bozen, der Washington International Piano Competition, oder dem Münchener August-Everding-Wettbewerb in die Siegerlisten eingetragen.
Internationales Aufsehen erregte Dudana Mazmanishvili 2006 bei ihrem Debut in der New Yorker Carnegie Hall, als der Kritiker Harris Goldsmith sie als „Entdeckung des Jahres“ feierte. Ihre Besonderheit unterstrich er in der Musikzeitschrift „New York Concert Review“ mit den Worten "Nur ein wirklich einzigartiger Künstler kann mit solch einer tonalen Persönlichkeit und Lebendigkeit des Klangs spielen“. Im gleichen Jahr erschien die Debut-CD mit Werken von Busoni, Bach, Liszt und Rachmaninow, die beim Radiosender Bayern 4 zur CD des Monats gekürt wurde. Es folgte 2007 die Wahl zum „Rising Star of the Year“ bei „Musical America.“ In der Folge konzertierte Dudana Mazmanishvili in den Konzertsälen Europas und Amerikas. So trat Dudana Mazmanishvili 2017 in der Philharmonie Berlin auf, wo sie mit Beethovens drittem Klavierkonzert brillierte.
Dudana Mazmanishvili hat mit ihrem Aussehen, ihrer Aura und dem musikalischen Vermögen alles was man braucht, um ein Popstar der Klassik zu werden. Doch die hochgebildete, sechs Sprachen sprechende Georgierin geht einen anderen Weg und betreibt eine erstaunliche Doppel-Karriere. Neben der Pianistenlaufbahn ist sie Botschaftsrätin an der diplomatischen Vertretung Georgiens in Berlin, fugiert dort als Kulturattaché und promotet äußerst rege die Kultur ihres Landes und knüpft internationale Kontakte für kulturelle Begegnungen wie für das deutsch-georgische Kulturjahr.
Dudanas außergewöhnliches neues Schumann-Album
Außergewöhnlich an diesem Album ist nicht allein die musikalische Qualität, sondern auch die Titelauswahl. Zudem ist es das erste Album der Pianistin, das in Zusammenarbeit mit dem CuGate-Klassiklabel entstand, das für seine hervorragende Klagqualität bekannt ist. Die Einspielung sorgte für Furore und erfuhr eine breite Anerkennung in der Kritik.
Zwei als fast unspielbar geltende Stücke bilden die Klammer um Schumanns Kinderszenen op.15 und den Zyklus Carnaval op. 9. Der Kinderszenen-Zyklus von 13 kurzen Klavierstücken aus dem Jahr 1838 beinhaltet mit der Träumerei das wohl meistgespielte Stück von Schumann. Wie alle Romantiker sieht auch Schumann die Kindheit als Gegenteil der durch die Alltagslast beschwerte Erwachsenenwelt. Schumanns Bild von der unverdorbenen Natürlichkeit der kindlichen Welt lässt Dudana Mazmanishvili in ihrem wunderbar luftig leichten Spiel fühlbar werden.
Schumanns Klavierzyklus Carnaval entstand 1834/1835 als musikalisches Denkmal für Schumanns damalige Liebe Ernestine von Fricken. Er besteht aus 21 musikalischen Miniaturen rund um die Noten A-Es-C-H und As-C-H. Dudana Mazmanishvili hat Schumanns Carnaval in dieser Einspielung klanglich sensibel und sehr lebendig dargeboten.
Bei den Klammerstücken, die den musikalischen Rahmen des Albums bilden, handelt es sich um Schumanns Toccata op. 7 und um ein ähnlich schwieriges Stück von Dudana Mazmanishvilis georgischem Landsmann Revaz Lagidze, der Rondo Toccata. Beide Stücke meistert Dudana Mazmanishvili ohne mit ihrer eigenen Brillanz glänzen zu wollen. Sie bietet die Höchstschwierigkeiten dieser Toccaten mit einer unaufdringlichen Virtuosität, die sich nie in den Vordergrund drängt, sondern das Werk glänzen lässt.
Die Rondo Toccata des georgischen Komponisten Revaz Lagidze gilt als für Pianisten ähnlich schwieriges Stück, wie Schumanns Toccata und passt allein deshalb gut als Schlussstück des Albums. Interessant ist dieses Musikstück auch als kleines Kontrastprogramm, weil sein Ordnungsprinzip eine Rondostruktur und kein Orgelsatz ist. Und: Lagidzes Rondo Toccata verdient es tatsächlich, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden. Bei der Auswahl dieser Rondo Toccata als Schlusstück kommt hier sicher auch das zweite Ich der Pianistin zum Zuge: Ihr Leben als Kulturpolitikerin und Diplomatin, die auch die Musik ihres Heimatlandes in der Welt bekannt machen möchte. So ist Dudana Mazmanishvilis neues Schuman-Album eine sehr gelungene Einspielung und eine der Perlen des Musikjahres 2017. 12-2017 Jäger-Dabek
Dudana Mazmanishvili
Robert Schumann - Toccata, OP. 7 / Kinderszenen, OP. 15 / Carnaval, OP. 9 ▪ Revaz Lagidze - Rondo Toccata
Label: Cugate Classics, Spieldauer 59:34